Vortragsreihe: Mit System verrückt ....

 

             Oder: Über die Lesbarkeit von Kunst

 

 

 

 

 

 

Van Gogh? Ach ja, dieser Irre, der sich das Ohr abgeschnitten hat .... ! - Dali? Noch so’n Abgedrehter, aber malen konnte der ... ! - Michelangelo? War das nicht der mit der Sixtinischen Kapelle? Wahnsinn, so viele Quadratmeter - und alles alleine - na ja, ... ! Kandinsky? Da hängen zwei Poster bei uns im Büro, irgend so was Geometrisches, alles ziemlich durcheinander, macht sich da aber ganz gut ... - !

 

Unzählige Definitionsversuche, viel Irritation und jede Menge „kunsthistorische Lyrik“ haben das Phänomen Kunst bisher begleitet und geprägt, (zu) viele Generationen haben mit einem Pinsel- und Tuschkasten-Trauma ihre Schulkarrieren beendet und seitdem für Kunst und Künstler allenfalls noch ein süßsaures Lächeln übrig.

Demgegenüber verzeichnen groß angelegte Ausstellungsprojekte und museale Neugründungen Rekord-Besucherzahlen. Sind letztere eher Ergebnis cleveren Marketings oder Ausdruck eines buchstäblich massenhaften Grundbedürfnisses, der Kunst näher zu kommen, sie (endlich einmal) zu verstehen?

 

Die Ziele der auf mehr als 20 Abende angelegten Bild-Vortragsreihe ergeben sich denn auch aus der Grundauffassung der Kunst als Sprache. Das, was auf den ersten Blick dem Zufall entsprungen zu sein scheint, gibt oft auf den zweiten oder gar dritten Blick seine auf eine ganz spezielle Wirkung zielende Komposition preis, die auf der ganz gezielten Anwendung künstlerischer „Sprachelemente“ beruht. Entdeckt man diese, dann kann Kunst geradezu zur Offenbarung werden!

Es ist nun einmal ein Ammenmärchen, dass Kunst grundsätzlich „zweckfrei“ sei oder zu sein habe. Auch dass der Künstler fast immer als Randfigur der Gesellschaft gesehen wird, der sich mangels einer besseren Idee und gegen alle Ratschläge der Verwandtschaft der „brotlosen Kunst“ widmet, bedarf sicher einer differenzierteren Sicht; die Beurteilungskriterien für Goethes „Faust“ und das Telefonverzeichnis von Lüdinghausen dürften sich auch unterscheiden, obwohl beide gleichermaßen als Druckerzeugnisse vorliegen….!

 

Es ist deshalb das Anliegen des Referenten - selbst akademisch ausgebildeter Künstler und promovierter Kunsthistoriker - dem interessierten Laien einen Schnupperkurs durch den kunsthistorischen Gemüsegarten von der Antike bis in die Gegenwart anzubieten, um zu zeigen, dass die Kunst ein großes zusammenhängendes organisches Ganzes bildet, in dem nichts voraussetzungslos entstand und entsteht, und dass ihre Erzeugnisse - seien sie Architektur, Skulptur oder Gemälde - nicht wie vereinzelte Fettaugen auf einer ansonsten eher mageren historischen Brühe schwimmen, sondern einem roten Faden folgen. Dieser ist für das sensibilisierte Auge deutlich sichtbar in das Band der Menschheitsgeschichte eingewebt, einer Geschichte, der die Kunst in faszinierendster Weise sowohl die Fackel voran als auch die Schleppe hinterhergetragen hat.

 

Interessiert? Da lässt sich was machen!

 

 

Termine Herbst/Winter 2023/24

 

 

 

Montag, 11.09.2023

 

Beginn: 19:00 h

 

 

 

 

  Vortragsreihe

Mit System verrückt

Oder: Über die Lesbarkeit von Kunst

Teil 7

 

Wo bitte geht’s zum lieben Gott?

 

Oder:

 

Die Kunst in Zeiten, als das Bauen noch geholfen hat.

 

Teil 2: Die Gotik am Beispiel der Kathedrale von Chartres

 

 

Galerie Hunold

 

Greven

 

Martinistraße 47-49

 

Wer schon einmal ehrfürchtig staunend in einer großen gotischen Kathedrale gestanden hat, dem mag es befremdlich erscheinen, dass der Begriff gotisch ursprünglich ganz und gar abwertend gemeint war: Er begegnet uns als arte gotico bei Giorgio Vasari im 16. Jahrhundert zum ersten Mal und ist dessen Versuch, die gotische Kunst als veraltet, ja gar als barbarisch abzuquali-fizieren, verband man doch den Untergang Roms und seiner Kultur insbesondere mit den verschiedenen Stämmen der Goten und deren Eingriffen in den Lauf der Geschichte.

Verschiedenen Eingriffen unterworfen wurden leider auch viele der heute noch existierenden gotischen Kathedralen selbst, sei es durch kriegerische Ereignisse, Unfälle oder mutwillige Zerstörungen, nicht zuletzt auch durch „modernisierende“ Umbauten.

Um eine Ahnung von der Komplexität und geradezu atemberaubenden gedanklichen wie bildlichen Dichte eines derartigen Bauwerkes zu bekommen, wollen wir uns an diesem Abend insbesondere um die Kathedrale von Chartres kümmern, in diesem Gesamtkunstwerk „blättern“ und lesen wie in einem kostbaren alten Buch. Schade nur, dass Vasari wohl nicht dabei sein wird …!

 

 

 

Mittwoch, 13.09.2023

 

Beginn: 19:30 h

 

 

 

 

 

  Vortragsreihe

Mit System verrückt

Oder: Über die Lesbarkeit von Kunst

Teil 8

 

Der Kölner Dom, das Verhältnis zweier „Religions-Schwestern“ zueinander und der Umbruch zur Neuzeit

 

 

 

 

Erwitte

 

Festsaal

Marx Wirtschaft

Am Markt 11

 

 

So steht er da in Köln, der Dom, und manch einer hält ihn für das gotische Bauwerk schlechthin. Doch hätten Sie gewusst, dass er zu gut zwei Dritteln erst im 19. Jahrhundert erbaut wurde, zu einer Zeit, als auch an etlichen anderen Plätzen der Welt „gotisierende“ Gebäude in den (wirtschafts-)politischen Himmel schossen?

Dass das Christentum aus dem Judentum hervorgegangen ist, sollte eigentlich kaum einer besonderen Erwähnung bedürfen, ist doch auch das sog. Alte Testament nach der Kanonisierung der christlichen Bibel deren unabdingbarer Basis-Bestandteil. So weit, so gut, möchte man meinen, wäre da nicht über nahezu zwei Jahrtausende das sehr wechselhafte Verhältnis der beiden Glaubensgemeinschaften zueinander: Von der ursprünglichen Überlegung, ob ein Nichtjude überhaupt Christ sein dürfe (!) bis hin zur Verteufelung des Andersgläubigen war nahezu alles drin. So wollen wir uns in einem weiteren Teil der Veranstaltung einmal diversen  Bild-zeugnissen dieses Verhältnisses zuwenden, das in seiner Negativ-Ausprägung keinesfalls auf den deutschen Sprachraum beschränkt ist!

Sucht man nach der Initialzündung für die Entstehung der sog. „Renaissance“, so begegnet dem/der Suchenden eine Vielzahl unterschied-licher Einschätzungen und Jahreszahlen; hat man Glück, so werden diese „mit Begründung“ geliefert. Aber im Grunde verhilft zunächst allein eine epidemische Katastrophe in der Mitte des 14. Jahrhunderts der Menschheit zu einem rigorosen Umdenken und in der Folge zu einer grandiosen kulturellen Blüte: Die Pest! Wie das? Eigentlich alles ganz einfach. Schau‘n wir doch einfach mal …! 

 

 

 

Montag, 25.09.2023

 

Beginn: 19:00 h

 

 

 

  Vortragsreihe

Mit System verrückt

Oder: Über die Lesbarkeit von Kunst

Teil 8

 

Der Kölner Dom, das Verhältnis zweier „Religions-Schwestern“ zueinander und der Umbruch zur Neuzeit

 

 

 

 

Greven

 

Galerie Hunold

 

Martinistraße 47-49

 

 

 

Text siehe:

 

Termin Erwitte,

13.09.2023

 

 

Montag, 16.10.2023

 

Beginn: 19:00 h

 

 

 

  Vortragsreihe

Mit System verrückt

Oder: Über die Lesbarkeit von Kunst

Teil 9

 

Florenz, die Medici und Michelangelo I

 

 

Greven

 

Galerie Hunold

 

Martinistraße 47-49

 

Wollte man sich dem Phänomen der Renaissance ohne eine Anbindung an die Familie der Medici und „ihre“ Stadt Florenz nähern, es bliebe unverzeihliches Stückwerk! Die europäische Geschichte des 15. u. 16. Jahrhunderts hätte ohne sie einen anderen Verlauf genommen, und auch auf viele großartige Werke der Kunst müssten wir heute ohne ihr Mäzenatentum ganz sicher verzichten. Nur ist dabei auch zu bedenken, dass ihnen die Förderung von Kunst und Künstlern nicht völlig selbstlos am Herzen lag, sondern ein ganz wesentlicher Bestandteil ihres macht-politischen Programms war – im Grunde ein ganz alter Hut, der der Menschheit aber immer wieder über die Augen gezogen wurde und wird! Doch seien wir fair: Hätte Michelangelo nicht als Teenager am Hofe der Medici (geradezu wie ein Sohn Lorenzos des Prächtigen!) seine umfassende Ausbildung erhalten, wir hätten heute vielleicht Arbeiten eines guten Hand-werkers, aber nicht Werke eines zur Vollblüte gebrachten Genies mit schier unglaublichem Tiefgang.

So wollen wir uns an diesem Abend in jene Zeit und Umstände hineindenken und uns in etliche Werke einlesen, die man bislang vielleicht schon zu kennen glaubte; die Erschließung ihrer eigent-lichen Funktionen und Bedeutungen dürfte aber auch für einige erhellende Überraschungen sorgen. Versprochen!! 

 

 

Montag, 18.10.2023

 

Beginn: 19:00 h

 

 

 

  Vortragsreihe

Mit System verrückt

Oder: Über die Lesbarkeit von Kunst

Teil 9

 

Florenz, die Medici und Michelangelo I

 

 

Erwitte

 

Festsaal

Marx Wirtschaft

Am Markt 11

 

 

 

Text siehe:

 

Termin Greven,

16.10.2023

 

 

Montag, 06.11.2023

 

Beginn: 19:00 h

 

 

 

  Vortragsreihe

Mit System verrückt

Oder: Über die Lesbarkeit von Kunst

Teil 10

 

Die Sixtinische Kapelle als Gesamtkunstwerk

 

Oder:

 

Mose zwischen Urknall und Jüngstem Gericht

 

 

Greven

 

Galerie Hunold

 

Martinistraße 47-49

 

Man schreibt das Jahr 1475 – und das hat es aus kulturhistorischer Sicht gleich in mehrfacher Weise wirklich in sich: Papst Sixtus IV. ruft ein „Heiliges Jahr“ aus und auf den Grundmauern der mittelalterlichen Cappella Grande im Vatikan wird im Frühjahr mit dem Bau einer neuen Kapelle begonnen, die den Namen ihres Erbauers unsterblich machen soll, die Sixtina! Nahezu zeitgleich kommt am 6. März im toskanischen Caprese ein kleiner Junge zur Welt, den diese später als ihren wohl begnadetsten Künstler aller Zeiten feiern und dessen Name heute stets in einem Atemzug mit diesem Gebäude genannt wird: Michelangelo! Wenngleich der Grundkanon der bildlichen Ausgestaltung der Kapelle nicht durch ihn ausgeführt wurde, so kann er doch als deren alles überragender Vollender gelten.  Ironie des Schicksals: Michelangelo hat sich den Auftrag (eigentlich waren es sogar zwei) der Ausmalung nicht gewünscht; nach eigenem Bekunden hat er ihn bzw. sie sogar regelrecht gehasst – und er lässt den sensibilisierten Betrachter seiner Meisterwerke noch heute an seiner teils subtilen, teils drastischen malerischen Rache teilhaben!

Aber der Reihe nach: Dem Referenten wird es darum gehen, eine Vielzahl bildsprachlicher Vokabeln in einem großen Zusammenhang lesbar und verständlich zu machen. Im gigantischen Bildprogramm der Sixtina werden nicht nur Szenen des Alten und des Neuen Testaments in ihrer besonderen Abstimmung aufeinander, sondern auch in ihrer macht-politischen Indienstnahme durch Papst und Kirche erkennbar, bei der man nichts dem Zufall oder gar einer ungesteuerten Macht überlassen wollte. Nur genau da hatte man sich dann bei Michelangelo gehörig verrechnet!   

 

 

 

Mittwoch, 15.11.2023

 

Beginn: 19:00 h

 

 

  Vortragsreihe

Mit System verrückt

Oder: Über die Lesbarkeit von Kunst

Teil 10

 

Die Sixtinische Kapelle als Gesamtkunstwerk

 

Oder:

 

Mose zwischen Urknall und Jüngstem Gericht

 

 

Erwitte

 

Festsaal

Marx Wirtschaft

Am Markt 11

 

 

 

Text siehe:

 

Termin Greven,

06.11.2023

 

 

Montag, 20.11.2023

 

Beginn: 19:00 h

 

 

 

  Vortragsreihe

Mit System verrückt

Oder: Über die Lesbarkeit von Kunst

Teil 11

 

Michelangelo II, Raffael und Leonardo – Giganten der Renaissance

 

 

 

Greven

 

Galerie Hunold

 

Martinistraße 47-49

 

Eines vorab: Es wäre vermessen, wollte man die Werke dieser drei wahrlich übergroßen Gestalten der Wissenschaft (!) und Kunst an nur einem Abend auch nur annähernd erschöpfend behandeln, es könnte einfach nicht gelingen.

Wir werden dennoch den Versuch unternehmen, anhand von Schlüsselwerken den genialen Denkweisen und bildnerischen Erfindungen dieser drei Großen nachzuspüren, sie zu erschließen und zu lesen. Dabei könnte es passieren, dass selbst vermeintlich „ganz bekannte“ Werke wie Raffaels Schule von Athen oder Leonardos Abendmahl sich in ihrem ganz spezifischen Kontext als etwas entpuppen, was man nicht einmal im Traum für möglich gehalten hätte. Beispiel? Das Abendmahl ist ein Wandbild in einem ehemaligen Speisesaal eines Klosters, in letzter Konsequenz aber gar nicht für die dort speisenden Mönche gedacht und gemacht worden! Es enthält nämlich eine hochgradig politische Botschaft … aber das klären wir dann alles am 14.3.!

 

 

 

Dienstag, 21.11.2023

 

Beginn: 19:30 h

 

 

  Vortragsreihe

Mit System verrückt

Oder: Über die Lesbarkeit von Kunst

Teil 13

 

Welt und Bildwelt des

Hieronymus Bosch

 

Oder:

 

Der Teufel hat nicht nur den Schnaps gemacht

 

Minden

 

Kleines Theater am Weingarten

 

 

 

 

Wohl kaum jemand, der die Bilder dieses vor exakt 500 Jahren verstorbenen Künstlers betrachtet, kann sich einem Gemisch aus Faszination und Verwirrung entziehen. Fragen nach Hintergründen und Bedeutung seiner Motive bzw. Symbole drängen sich auf – und bleiben doch allzu oft unbeantwortet; zu fremd erscheint uns heutigen Menschen das Dargestellte. Vergleiche mit Werken des Surrealismus des 20. Jahrhunderts liegen nah und werden auch oft bemüht, aber genauso, wie Letzterer nur aus seiner Entstehungszeit heraus zu erklären ist, so muss man sich zum Verständnis der Werke Boschs die Mühe machen (oder auf das Abenteuer einlassen!), das alltägliche und das geistig-religiöse Umfeld des 15. und frühen 16. Jahrhunderts in Europa zu erkunden - und das hat es in vielerlei Hinsicht richtig in sich: Der christliche Glaube wird nicht einheitlich vertreten; unterschiedlichste Gruppierungen wetteifern um die „rechten Lehren“. Sie unterscheiden sich von jener der römisch-katholischen Kirche manchmal so drastisch, dass der Vatikan nur mit z.T. brutalster Gewalt der Inquisition seinen Führungsanspruch innerhalb der Christenheit durchzusetzen und unliebsame Gegenströmungen auszuschalten vermag.

Die Bildschöpfungen Boschs können nur wie ein Röntgenbild oder Dia vor einem solchen Hinter-grund betrachtet werden, der sie gleichsam von hinten durchstrahlt. Und so wollen wir am 21.11. das Licht in unserem (kunst-)historischen Leuchtkasten anschalten, um sodann in den Bildern Boschs auf Entdeckungsreise zu gehen. Und eines sei schon jetzt verraten: Es gibt richtig viel zu entdecken - Überraschungen garantiert!

 

 

Montag, 04.12.2023

 

Beginn: 19:00 h

 

 

 

  Vortragsreihe

Mit System verrückt

Oder: Über die Lesbarkeit von Kunst

Teil 12

 

Die Renaissance nördlich der Alpen von van Eyck bis Grünewald

 

Insbesondere:

Der Isenheimer Altar

 

 

Greven

 

Galerie Hunold

 

Martinistraße 47-49

 

Für einen Künstler der Renaissance war ein Geburtsort nördlich der Alpen lange Zeit geradezu ein Makel. Italien war das künstlerische Mekka, in das dann auch folgerichtig viele Nord-Vertreter der Zunft regelrecht pilgerten, um zu studieren, sich handwerklich auszubilden oder sich ganz einfach unter südlicher Sonne inspirieren zu lassen. Doch sind die künstlerischen „Nordlichter“ daher eher als zweitrangig einzustufen? Mitnichten! Auch sie schufen Werke von allerhöchstem Rang mit z.T. atemberaubendem intellektuellem Tiefgang!

Als Mathis Gothart Nithart, genannt Grünewald, in den Jahren von 1512 – 1516 die Bildtafeln des sog. Isenheimer Altars schuf, konnte er kaum ahnen, dass sein Werk einmal in einem musealen Rahmen rund eine Viertelmillion Besucher pro Jahr anlocken würde, denn zu deren Erbauung hatte er es nun wahrlich nicht geschaffen. Vielmehr hatte es im Rahmen der ganz speziellen Krankenpflege der Antoniter-Mönche eine besondere Aufgabe zu erfüllen, der Begriff Psychotherapeutikum hat hier durchaus seine Berechtigung! Vieles ist schon geschrieben worden über dieses Werk, das zu Recht als eines der Hauptwerke der Renaissance bezeichnet wird. Doch oftmals bleiben dabei dennoch Details unberücksichtigt, die zu einem erweiterten Verständnis jedoch unerlässlich sind.

Ich lade Sie ein zu einer „Lesereise“ durch faszinierende Bildprogramme, um das vielleicht bereits Gewusste um ein paar (entscheidende?) Aspekte zu erweitern. Vermutlich wird es einige Überraschungen geben!  

 

 

Dienstag, 05.12.2023

 

Beginn: 19.30 h

 

 

  Vortragsreihe

Mit System verrückt

Oder: Über die Lesbarkeit von Kunst

Teil 14

 

1517 – vorwärts, rückwärts, seitwärts, ran

 

Oder:

 

Luther bei die Fische

 

Minden

 

Kleines Theater am Weingarten

 

 

Im Herbst 1517 bekommt Papst Leo X. auf dem Dienstweg Post von einem ihm bis dahin völlig unbekannten Martin Luther, sozusagen aus deut-schen Landen frisch auf den Tisch! Leos Fehler: Er nimmt das „Mönchlein“, den Schreiber der berühmten 95 Thesen, nicht ernst. Und als dieser am 31. Oktober 1517 seine schriftlich ausformulierte Kirchenkritik an die Tür der Schlosskirche von Wittenberg nagelt und damit öffentlich macht, beweist er wahrhaft Mut, ahnt aber ganz gewiss noch nichts von den letztlich welterschütternden Folgen seines Tuns.

Nun ist Luther nicht der Erste, der an der „Verderbtheit“ der Institution Kirche und ihres Personals Anstoß nimmt, nur mit ihm erreichen die Kritik und schließlich die heftige Auseinandersetzung zweier Lager nie zuvor gekannte Dimensionen. Dabei fungieren das gedruckte (!) Wort und das Bild als zunehmend scharf geführte Waffen in der ersten großen Medienschlacht der Neuzeit. Die Reformation macht aus Bildern Mittel einer breiten „Verkündigung“; die kommunikative Schlacht gegen den kirchenpolitischen Gegner bebildert entsprechend auch Polemik, Abwertung und Verhöhnung.

So wollen wir uns an diesem Abend anhand einer Fülle von Bildwerke hineindenken und -sehen in die Zeit und die Ereignisse jener (religions-) politischen Explosion, von der uns mittlerweile 5 Jahrhunderte trennen, deren Erschütterungs-wellen aber immer noch deutlich zu spüren sind.    

 

 

Dienstag, 09.01.2024

 

Beginn: 19.30 h

 

 

  Vortragsreihe

Mit System verrückt

Oder: Über die Lesbarkeit von Kunst

Teil 15

 

Die Renaissance nördlich der Alpen – Altdorfer, Holbein, Brueghel, Arcimboldo

 

 

Minden

 

Kleines Theater am Weingarten

 

 

Hätte Papst Leo X. 1517 der Kritik am inner-betrieblichen und geschäftlichen Gebaren der Kirche ein wenig mehr Aufmerksamkeit geschenkt, die Einheit der Kirche hätte vermutlich nicht zur Disposition gestanden.

Etwas anders – aber doch ähnlich – liegt der Fall ein paar Jahre später, als Heinrich VIII. von England den Papst bittet, seine Ehe mit Katharina von Aragón mangels männlichen Nachwuchses aufzulösen. Der so gebetene Papst ist Clemens VII., der diesem Ansinnen Heinrichs allerdings nicht entspricht, worauf der mit der Lossagung von der römisch-katholischen Kirche und der Gründung einer eigenständigen anglikanischen Kirche reagiert. Just zu dieser Zeit arbeitet Hans Holbein d. J. als Hofmaler am englischen Hof …

Drei Jahrzehnte später werden die inzwischen stark dem Protestantismus zuneigenden Nieder-länder zu spüren bekommen, was es heißt, wenn ein König in Spanien und der Papst in Rom gemeinsame Sache machen, um die „verirrten Seelen“ wieder auf den betriebswirtschaftlich rechten Weg zurückzuführen. 

Vor diesem hochbrisanten (kirchen-)politischen Hintergrund malt Pieter Brueghel d. Ä. einige seiner Hauptwerke. Der als „Bauern-Brueghel“ völlig falsch „verschubladete“ Maler wird sich dem Blick des Eingeweihten als beißender Kritiker der Obrigkeit offenbaren.

 

Mit Arcimboldo werden wir uns schließlich in jene kunstgeschichtliche Nische begeben, die heute als Manierismus bezeichnet wird, über die wir die Renaissance eher spielerisch verlassen und uns auf das Barock einstimmen wollen.  

 

 

Dienstag, 30.01.2024

 

Beginn: 19.30 h

 

 

 

  Vortragsreihe

Mit System verrückt

Oder: Über die Lesbarkeit von Kunst

Teil 16

 

Inszenierung der Macht von Ludwig XIV. bis Napoleon I.

 

Oder:

 

Ein Bild lügt mehr als tausend Worte

 

 

 

Minden

 

Kleines Theater am Weingarten

 

 

Wenn heutzutage die Wahl eines politischen Kandidaten von der Auswahl seiner Krawatte für den besonderen Fernseh-Auftritt abhängen kann (das ist leider kein Witz!), dann mag man leicht glauben, im falschen (pardon: gefälschten!) Film zu sein – und liegt dann mit dieser Einschätzung meistens goldrichtig.

Macht kennt im Grundsatz nur zwei bedeutsame Phasen: 1. Das Streben nach derselben und 2. nach ihrem Erreichen das ständige Bemühen um ihren Erhalt. Dabei bedient man sich nicht erst im Zeitalter digitaler Medien der Wirkmacht des Bildes, das dazu entsprechend komponiert und bei dem das Dargestellte im Dienste der Absicht inszeniert wird. Unverblümt sprach es seinerzeit ein hochrangiger Mitarbeiter des office of global communication eines George W. Bush in laufende Kameras und Mikrofone: „Wir achten nicht nur sehr genau darauf, was der Präsident sagt, sondern auch, was das amerikanische Volk sieht (…). Amerikaner sind meistens so viel beschäftigt, dass sie oft nicht die Zeit haben, eine ganze Übertragung zu sehen. Und so wollen wir mit einem Bild klarmachen, worum es geht.“ Bei aller Unverschämtheit dennoch im Grunde ein alter Hut.

Der Referent wird versuchen, anhand einer Fülle von Beispielen, die vom kleinen, eher unschein-baren Symbol bis zur Gesamtanlage eines ganzen Schlosses reicht, die in langer Tradition stehende Macht-Ikonographie zweier Herrscher aufzuzei-gen, deren hervorstechende Eigenschaften mit Sicherheit nicht Bescheidenheit und Selbst-zweifel waren – und deren Inszenierungen bis heute Schule machen.    

 

 

Dienstag, 20.02.2024

 

Beginn: 19.30 h

 

 

  Vortragsreihe

Mit System verrückt

Oder: Über die Lesbarkeit von Kunst

Teil 17

 

Aufbruch in die Moderne - von Goya bis Menzel

 

 

 

Minden

 

Kleines Theater am Weingarten

 

 

Der Begriff der „Moderne“ wird gemeinhin gern mit der Zeit nach 1945 gleichgesetzt – aber es gibt auch gute Gründe, ihre Anfänge bereits im frühen 19. Jahrhundert zu suchen.

1808 löst ein politischer Schachzug Napoleons I. in Spanien (!) einen Aufstand aus, der blutig niedergeschlagen wird. Die Folge: Eine Massen-exekution und eine malerische Reaktion Goyas – mit Zeitzünder! 1867 löst ein politischer Schach-zug Napoleons III. eine Exekution in Mexiko (!) aus. Auch hier wird ein Maler drastisch reagieren, jetzt allerdings ohne jahrelange Verzögerung, denn die dazwischenliegenden Jahrzehnte haben dem Künstler eine völlig neue Rolle in der Gesellschaft ermöglicht: Er kann frei als kritische Instanz in der Öffentlichkeit auftreten.

Seine Rolle als Karikaturist ist im Prinzip nicht neu, aber die Möglichkeiten der Lithografie und verbesserte Drucktechniken ermöglichen sehr zeitnahe Reaktionen auf Ereignisse aller Art, insbesondere natürlich jener in der Politik – hier jedoch nicht immer nur zur Freude aller!

Dass die sog. „Industrielle Revolution“ ein viel-fältiges Echo auch in der Kunst gefunden hat, ist naheliegend, die Bandbreite reicht jedoch von Verherrlichung bis Verteufelung, vom grandiosen Eiffelturm bis zur verzweifelnden Weberfamilie – nicht immer etwas für schwache Nerven! 

 

 

Dienstag, 05.03.2024

 

Beginn: 19.30 h

 

 

  Vortragsreihe

Mit System verrückt

Oder: Über die Lesbarkeit von Kunst

Teil 18

 

Auguste Rodin

und

Camille Claudel

 

Oder:

Ekstase und Tragik

 

 

 

Minden

 

Kleines Theater am Weingarten

 

 

Auguste Rodin (1840 – 1917) gilt heute als Wegbereiter, wenn nicht gar als Vater der modernen Bildhauerei. Er wurde und wird als genialer Künstler gefeiert, verdiente ein Vermögen, seine Arbeiten finden sich heute in öffentlichen und privaten Sammlungen auf der ganzen Welt. Weniger bekannt ist hingegen, dass er in erster Linie seine Figuren lediglich in Ton modellierte, ein beachtlicher Stab an Mitarbeitern aber dann für die Umsetzung in unterschiedliche Formate und andere Materialien (Gips, Marmor, Bronze) sorgte. Hier stoßen wir auf Camille Claudel (1864 – 1946): Zunächst Schülerin Rodins, wird sie sehr bald zu seiner engsten Mitarbeiterin, Muse und Geliebten – deren sehnlicher Wunsch nach einer wirklichen Lebensgemeinschaft mit Rodin jedoch letztlich nicht erfüllt wird.

Die Themen höchster Sinnlichkeit und Erotik, Sehnsucht, Schmerz und Tragik durchziehen wie ein Spiegel ihres Verhältnisses große Teile ihres jeweiligen Werkes, die Urheberschaft einer einzelnen Arbeit ist dabei für den uneingeweihten Betrachter oft auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Bedeutet das aber nicht im Umkehrschluss, dass wir es nicht nur mit einem Genie zu tun haben? Am 19.11. soll auf der Grundlage einer intensiven Auseinander-setzung mit vielen Werken der beiden darauf eine Antwort gegeben werden – welche, das ahnen Sie sicher bereits …

 

 

Dienstag, 19.03.2024

 

Beginn: 19.30 h

 

 

  Vortragsreihe

Mit System verrückt

Oder: Über die Lesbarkeit von Kunst

Teil 19

 

Inszenierung der Ohnmacht – van Goghs Leben und Werk

 

oder: Mensch Vincent!

 

 

Minden

 

Kleines Theater am Weingarten

 

 

Sein Name ist wohl wie kaum ein zweiter als Synonym für den Künstler als verkrachte Existenz und tragisch am Leben gescheiterte Figur im kollektiven Menschheitsgedächtnis verankert. Fast schon reflexartig stellen sich Bilder von südfranzösischen Sonnenblumen und von im Wahnsinn abgetrennten Ohrmuscheln vor dem geistigen Auge des kreuzworträtsel-geschulten Mitmenschen ein, der dann vielleicht auch noch erwähnt, das „Nachtcafé“ als Poster im Flur zu besitzen – und in aller Regel die „Café-Terrasse am Abend an der Place du Forum in Arles“ meint …

Ja, er galt und gilt landläufig als „verrückt“ – aber was ist schon „normal“?  Nein, er verfügte über keine kunstakademische Ausbildung – und hat dennoch (oder vielleicht gerade deshalb?!) der expressionistischen Kunst des 20. Jahr-hunderts den Weg gewiesen! Und ja, er hat seinem Leben mit erst 37 Jahren selbst ein Ende gesetzt – aber nicht aus Lebensüberdruss oder in einem Anfall von Wahnsinn, sondern aus einer zutiefst empfundenen Verantwortung heraus. Wie das?

Wenn seinerzeit Joseph Beuys äußerte, dass Leben und Werk identisch seien, so lässt sich das bei Vincent van Gogh in geradezu mustergültiger Weise aufzeigen, und genau das möchte der Referent am Vortragsabend seinem Publikum liefern. Wir wollen eintauchen in das Leben, Denken und Empfinden eines Menschen, der uns dieses durch seine schriftliche, insbesondere aber bildliche Hinterlassenschaft ganz offenherzig, zuweilen sogar schonungslos ermöglicht. Wir werden sehen, dass Beuys in seinem Credo „Im Zentrum steht der Anthropos“ mit van Gogh einen lupenreinen Geistesverwandten besaß; nur schade, dass auch die beiden sich nie begegnet sind – ach, Mensch Vincent!!!